Namsan und Umgebung
Am Montag nachmittag bin ich dann zum Namsan (=Südberg) gefahren. An seinem Fuß befindet sich das Namsangol Hanok Village, ein Open-Air Museum mit fünf traditionellen Häusern, die von ihrem ursprünglichen Standort hierher zusammengezogen wurden. Sowohl Eintritt als auch Führung sind kostenlos, allerdings war ich so gebannt vom Vortrag, dass ich kaum Fotos gemacht habe. (Dienstags ist geschlossen.)
Wohnen kann man hier nicht, an anderer Stelle in Seoul gibt es ebenfalls eine Hanok-Siedlung, wo die Gebäude auch als Gästezimmer vermietet werden.
Hier immerhin ein Bild von dem Pavillion dort auf einen kleinen Teich:
Die Häuser sind alle in der konfuzianistischen Tradition gebaut, und verfügen über separate Räume für die Frau und für den Mann. Zum Frauenteil gehört natürlich die Küche, zum Männerteil ggf. eine Veranda. Das Rauchgas vom Herdfeuer wird wie üblich nach dem Ondol-Prinzip unter den Räumen hindurch geführt, um im Winter den Fußboden zu wärmen. Für den Sommer gab es auch eine Kochstelle draußen, damit das Haus nicht unnötig zusätzlich aufheizte.
Oberhalb der Hanok Village befindet sich die Seoul Millennium Time Capsule, die Seoul 1996 zu seinem 600jährigen Bestehen mit 600 typischen Gegenständen gefüllt hat, und die 2396 zum tausendjährigen Bestehen von Seoul geöffnet werden soll.
Ich bin dann weiter bergauf gewandert, denn ich wollte auf dem Namsan den N Seoul Tower besuchen, und dachte mir, die Wanderung dort hinauf wird mir nicht schaden. Das muss man nicht machen! Es gibt sowohl eine Gondelbahn als auch Linienbusse, die (fast) auf den Gipfel fahren.
Gewundert habe ich mich zwischendurch, als es bergab ging, aber die Wegweiser zeigten in diese Richtung – der Fußweg setzt an einer anderen Seite des Berges an. Komisch kam es mir dann doch vor, als ich an einer Baustellenwand stand:
aber die Wegweiser führten mich auch danach weiter, und kurz darauf begannen dann die Treppen, die einen Teil des letzten Kilometers ausmachen (eine Stufenzahl habe ich hier nicht gesehen, vielleicht wäre diese zu abschreckend).
Schon unterwegs gibt es den Aussichtspunkt “Jamdoobong Photo Island” mit einem schönen Blick auf die Stadt:
Rasch gewinne ich durch die Treppenstufen an Höhe und der Gipfel ist schon nahe:
rechts neben dem Weg verläuft die historische Stadtmauer. Seoul ist gerade dabei, die Stadtmauer zu restaurieren, es könnte sein, dass die Baustelle vorhin damit zusammenhängt.
Kurz vor dem Gipfel passiert der Fußweg die Bergstation der Seilbahn.
Hier ist ein beliebter Punkt, an dem junge Paare sich mit Lovelocks verewigen. Praktischerweise ist daneben gleich ein Verkaufsstand für diese speziellen Vorhängeschlösser. Außerdem wurden extra “Aufhängbäume” aufgestellt, weil die Gitter allein nicht reichen würden:
Auf Schildern wurde auch für eine Lovelock-App (smartlovelocks.com) geworben. Ich bin ja noch nicht in die Smartphone-Kundschaft eingestiegen, somit konnte ich das nicht weiter recherchieren. Aber als Single habe ich bisher dafür eh nicht den Bedarf.
Ein paar Jahrhunderte zurück geht die Einrichtung gleich daneben:
Es handelt sich um Leuchtfeuertürme (Bongsoodae), mit denen früher über Rauchzeichen bzw. Lichtzeichen weithin sichtbar Signale weitergegeben werden konnten. Ähnlich wie die Wachablösung am Gyeongbokgung Palast wird auch hier täglich außer Montag (wetterabhängig) eine Demonstration gegeben.
Nun waren es nur noch wenige Meter zum N Seoul Tower. Im nachhinein betrachtet, hätte ich besser vorher noch den Berg genauer inspiziert (z.B. zu dem Funkturm daneben rüberschauen, oder wie die Stadtmauer weitergeht), denn als ich oben war, ist mir die Idee gekommen, die Dämmerung abzuwarten, und im Dunkeln war danach nicht mehr viel auszurichten (und ich hatte dann auch keine Lust mehr).
Der N Seoul Tower ist mit 236m nicht so hoch wie der Tokyo Tower (333m), vom Sky Tree (634m) ganz zu schweigen, aber er macht sich ja die Lage auf dem Namsan zunutze. Mit der T-Money Card, einer Guthabenkarte für den öffentlichen Nahverkehr, bekommt man einen Gutscheinzettel u.a. mit Rabatt für den Tower. Ich hatte den Zettel verschusselt, zeigte die T-Money Karte vor und murmelte was von Discount, und bekam ein Ticket für 8000 (statt 10000) Won. Auf dem Ticket steht eine Einsteigenummer, und ein Display sagt, bis zu welcher Einsteigenummer man hoch darf, zu spät kommen ist also kein Problem. Der Andrang war gerade minimal, so dass ich sofort rauffahren konnte. An der Decke es Aufzugs wird ein kleiner Film gezeigt, wie man vom Boden richtung Weltall abhebt (abwärts dann umgekehrt), so merkt man die Sekunden der Aufzugsfahrt überhaupt nicht, nette Idee.
Oben gibt es 5 Stockwerke, wobei T1F, T4F und T5F Restaurants sind, so dass T2F und das Ankunftsstockwerk T3F den Ausblicksuchenden zur Verfügung stehen. Hier ein Blick Richtung Südosten, denke ich. Der Hangang Fluss umfließt den Namsan Berg ein wenig, und jenseits des Flusses ist “Gangnam” = “Fluss-Südseite”.
Hier ist mein Fußweg zu sehen, die Treppen verlaufen rechts von der Mauer. In der Mitte die fünf Kamine des Leuchtfeuers, dahinter die Terrasse mit den Lovelocks und die Bergstation der Seilbahn (kommt von rechts hoch). Das müsste Richtung West bis Nordwest sein.
Das dürfte der Blick Richtung Norden sein:
Im T2F befindet sich diese Kunstinstallation, ein Wishing Well (Wunschbrunnen).
Da darf man aber nur die an der Kasse gekauften Herzchenmünzen reinwerfen, sonst macht man alles kaputt!
Ansonsten gibts natürlich auch eine Bar und einen Süßigkeitenladen, sowie Capsule-Automaten.
Sonnenuntergang über Seoul:
Am Schlecksachstand gibts neben Riesenlollis und Bonbons nach Gewicht auch Manner Pausenschnitte und Manner Zitrone:
Schaut die Dame mich so entsetzt an? Warum nur?
Inzwischen beginnt die Stadt zu leuchten (und sich ganz deutlich zu zeigen, dass ich eben nur ne Billigkamera habe, die auch schon ein paar Jahre alt ist). Da rechts vor dem Hotel sind mehrere Bäume mit Lämpchen versehen.
Okay, ich habe den Nacht-Langbelichtungsmodus der Kamera gefunden, es hilft ein wenig. Seoul bei Nacht, hübsch finde ich die Lichterkette entlang des Bergkamms in der Mitte.
Die Dämmerung habe ich somit erlebt, also war es Zeit wieder runterzufahren.
Hier nochmal ein Nachtbild vom Boden aus. Sorry für den Bildausschnitt. Es zeigt doch, dass die Glaswände des Towers die Bildqualität merklich mindern.
Für den Heimweg habe ich den Bus und die U-Bahn genommen. Praktisch mit der T-Money Card: Beim Umstieg vom Bus (1100 Won) zur U-Bahn (1250 Won) zahlt man nur noch die 150 Won Aufpreis.
Wobei, “Heimweg” ist relativ. Ich hatte meine zwei Nächte im “The An Hostel” hinter mir, und für die darauffolgende Nacht ein anderes Hostel nahe an Seoul Station gebucht, zu dem ich schon mal vorab den Koffer brachte, denn die aktuelle Übernachtung war ganz speziell…
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