meine Kyushu-Tour Tag 1: Nagasaki -- viele Tempel, die Öffnung zum Westen und eine Insel, die keine mehr ist 20.3.2016
Nachdem ich gerade noch die nächtliche Stimmung in Kyoto genossen hatte:
war es dann Zeit, zum Bahnhof zu fahren, wo der Nachtbus abfährt. Da wurde es knapper als ich dachte, denn die Schlangen an den Bushaltestellen waren lang, und die Busse kamen schon recht voll daher. Einweiser regelten den Vorgang an jeder Bushaltestelle und wiesen auch darauf hin, ob der jeweilige Bus zum Bahnhof fährt oder nicht. Letztlich wäre ich zu Fuß mindestens gleich schnell gewesen, noch dazu, da die Bushaltestelle auf der Vorderseite (Nordseite) von Kyoto Station liegt, die Abfahrt für den Nachtbus aber auf der Südseite (Hachijo Exit).
Die edleren Willer-Busse waren schon ausgebucht, daher war meiner diesmal ein Star Express Bus, der außer den Vorhängen an den Fenstern nicht speziell als Nachtbus ausgestattet war:
Der Bus fuhr um 21:30 ab mit weiteren Zustiegen in Osaka und Kobe und kam nach einem Ausstieg im Kokura um 08:20 in Hakata(Fukuoka) an.
Am nächsten Morgen also Fukuoka. Diesmal wollte ich ja etwas weiter fahren, daher holte ich mir den JR Kyushu Railpass in der Version “Northern Kyushu, 3 Tage” für 8500 Yen (Northern Kyushu 5 Tage kosten 10000, und ganz Kyushu 15000 bzw. 18000 Yen für die 3 bzw. 5 Tage Version). Da muss man in Hakata Bahnhof erstmal aufpassen: Auch JR West hat dort ein Ticketbüro, denn der Shinkansen aus Kyoto/Osaka via Hiroshima und Yamaguchi kommend, gehört nicht nur bis Kokura (sein erster Bahnhof auf Kyushu) sondern bis Hakata zu JR West. Deshalb darf mit dem JR Kyushu Railpass auch nur die Shinkansen-Strecke ab Hakata benutzt werden - bis Kumamoto mit dem Northern Pass, bis zur Endstation Kagoshima-Chuo mit dem All-Kyushu-Pass. Den JR Kyushu Railpass bekommt man natürlich am Schalter von JR Kyushu. Wie schon beim Kansai-Pass von JR West war der Kauf auch hier problemlos: Formular ausfüllen, mit Reisepass an den Schalter, und er wird ausgestellt.
Aber nicht nur die Shinkansen, auch die Limited Express Züge sehen sehr edel aus:
Das ist übrigens neben dem Preis ein wesentliches Argument, der JR Kyushu Railpass und nicht das Seishun 18 Kippu zu wählen, das ich mir ja im Vorfeld auch schon überlegt hatte: mit den Limited Express Zügen ist man schon wesentlich schneller und direkt am Ziel, die Local-Züge halten nicht nur bei jedem Kaff (das kann ja auch ein Vorteil sein, wenn man zu einem solchen will), sie decken auch nur relativ kurze Strecken ab, und man muss dann in den nächsten umsteigen, womöglich mit einigem Aufenthalt.
Und im Limited Express gibt es reservierte Wagen, die Reservierung kostet normalerweise einen höheren Expresszuschlag, aber mit dem Railpass ist sie am Schalter kostenlos. Generell sind in Japan beim Limited Express und Shinkansen ganze Wagen als reserviert oder nicht reserviert ausgewiesen. Die Sitze in den reservierten Wagen werden mit Platzkarten vergeben, für die anderen Wagen gilt “first come first serve”, notfalls muss man halt stehen.
So bin ich gleich mal nach Nagasaki gefahren. Dort habe ich etliche Tempel besichtigt, darunter auch diesen recht modernen im Schildkrötenformat:
Die 1962 erbaute katholische St. Philip Kirche (Nishizaka-Kirche) ist den 26 Märtyrern geweiht, die als Jesuiten 1597 hier hingerichtet wurden. Neben der Kirche befinden sich auch ein Denkmal und ein Museum.
Der Shofukuji-Tempel verfügt über ein Tor (Sanmon = Drei-Tor) von 1703 mit gestuftem Dach:
Zahlreiche weitere Gebäude und Objekte dieses Tempels sind alt und als Kulturgüter eingestuft.
Auf einem Tisch vor der Haupthalle liegt eine umfangreiche Dokumentation auf laminierten Blättern, leider nur japanisch beschriftet, einschließlich Röntgenbilder verschiedener der Statuen:
Als nächstes fahre ich mit der Straßenbahn zum Clover Garden. Die etwas altertümlich wirkende Straßenbahn nutzt Wendezüge, am Endbahnhof fährt sie einfach in die andere Richtung und benötigt so keine Wendeschleifen. Eine Fahrt kostet 120 Yen (es gibt auch Tageskarten).
Clover Garden ist ein Open-Air Museum, das etliche Gebäude westlicher Kaufleute und Unternehmer in Nagasaki in einer hübschen Gartenanlage ausstellt. Fast alle Räume der Häuser sind mit historischem Mobiliar eingerichtet oder enthalten Schautafeln mit der Geschichte der jeweiligen Person.
Hier ein Besteck, das in einem Hotel im westlichen Stil zum Einsatz kam, das Nagasaki Hotel wurde von einem vom Briten Frederik Ringer geführten Konsortium erbaut und betrieben. Die fünfzinkige Gabel rechts außen ist eine Austerngabel, alles andere habe ich auch ohne Erläuterung erkannt.
Zentrales Gebäude und Namensgeber des Parks ist die Villa des Schotten Thomas Blake Glover (1838-1911), der ab 1859 sein Leben in Japan verbrachte und in vielen Branchen aktiv war: Dampfloks und Dampfschiffe, Bergbau, Werftbau, er gründete das Vorläuferunternehmen von Kirin Beer, arbeitete für Mitsubishi und wurde mit mehreren japanischen Orden ausgezeichnet.
Der Glover Garden bietet eine schöne Aussicht auf Nagasaki, hübsche Blumenbeete und ein kleines Heimatmuseum mit einer Ausstellung von Matsuri-Festwagen, hier in Schiffsform - leider nur mit japanischen Beschriftungen.
Ein weiteres Ziel war Dejima. Wer hier aufgrund historischer Fotos eine Insel sucht, wird überrascht sein: Nagasaki hat in den letzten 150 Jahren weiter Land aufgeschüttet, um sich zu erweitern, so dass das fächerförmige Areal nun komplett von der Stadt umgeben ist.
In den letzten Jahren wirde an der Rekonstruktion von Dejima viel gearbeitet und ein paar Dinge sind weiterhin im Bau. Die Menge an begehbaren Gebäuden mit Infotafeln und nachgestellten Szenen hat mich überrascht. Auch der Prozess der Rekonstruktion, die Informationsquellen (teilweise holländische Aufzeichnungen) und Bautechniken werden genau beschrieben. Erfreulicherweise sind auch die Texte auf den Tafeln durchgängig zweisprachig, nicht wie oft anzutreffen nur die Überschriften.
Jährlich machten zwei Schiffe den Sommer über vor Dejima fest. Hier die Unterkunft eines Kapitäns.
Als Hotel hatte ich das “Route Inn Isahaya Inter” in Isahaya, etwas landeinwärts von Nagasaki nahe der Bahnstation Nishi-Isahaya gebucht. Für 6500 Yen gab es ein komfortables Einzelzimmer mit eigenem Bad/WC, Hotelbad und Frühstück. Ich habe diesmal über japanican.com gebucht, weil es mich nervt, dass Agoda zunächst Preise nennt, die sich dann noch um die 10% Servicegebühr und 8% Umsatzsteuer erhöhen. Ich will Endpreise angeboten bekommen, und Japanican leistet das, außerdem bleibt damit das Geschäft im Land, Japanican wird vom JTB betrieben.
Zum Abendessen gabs im benachbarten Schnellrestaurant “RingerHut” eine Suppe mit Gyoza, als “Set A” für 809 Yen:
Was mir vor Ort gar nicht bewusst war, muss also Intuition gewesen sein: diese Suppe, genannt Champon, ist eine Spezialität von Nagasaki. Im Gegensatz zu anderen Ramen-Suppen werden die Nudeln hier direkt in der Brühe gekocht.
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