Meine Zeitebenen auf der Reise, Reisestil
Sorry, wenn das jetzt ein bisschen abstrakt klingt.
Mir ist nebenbei aufgefallen, dass ich mich auf der Reise mit vier unterschiedlichen Zeitebenen beschäftige:
- rückschauend: wenn ich blogge, lasse ich den jeweiligen Tag nochmal Revue passieren, recherchiere vielleicht noch ein paar Fakten oder sichte neben den Fotos die Handzettel, die man bei vielen Sehenswürdigkeiten bekommt.
- gegenwärtig: wenn ich unterwegs bin, dann geht es um das aktuelle Erleben
- kurzfristig: Feinplanung, also wenn ich überlege, zu welcher Sehenswürdigkeit fahre ich heute/als nächstes, wie lange kann/will ich hier bleiben, damit ich am Abend dort ankomme/das gemacht habe, was ich vorhatte. Kann fallweise mit “gegenwärtig” zusammenfallen.
- mittelfristig: wo will ich als nächstes/zu einem bestimmten Zeitpunkt übernachten, und wie komme ich dorthin, ggf. muss ich ein Ticket im voraus buchen. Manche werden das als optional sehen, aber mir gibt es schon ein gutes Gefühl, wenn ich weiß, wo ich die nächste Nacht schlafen werde, oder wieviele Nächte ich noch am aktuellen Ort bleibe.
Ich hatte in einer meiner Mails ja schon geschrieben, dass ich den Umfang des Bloggens überdenken will. Einerseits ist die Rückschau auch für mich eine schöne Sache, weil sie das Erlebte abrundet und ein wenig aufarbeitet. Aber wenn ich jeden Tag bloggen will, kostet mich das einfach zu viel Zeit. Und speziell bei meinem Rückstand aus Korea habe ich gemerkt, dass ich dann gedanklich noch sehr beim “Gestern” bin, das vereinnahmt mich und hindert mich daran, aktuelle Pläne zu machen und etwas zu unternehmen. Einige Leser haben auch angemerkt, dass es verwirren kann, wenn ich die Einträge auf den jeweiligen Tag rückdatiere, das werde ich aufgeben, denn umso länger ein Erlebnis zurückliegt, umso weniger kann ich das durchhalten. Für die “Reise-Timeline” muss ich mir dann wohl was anderes ausdenken.
Dass die mittelfristige Planung so einen breiten Raum einnimmt, liegt auch daran, dass ich die Reise bisher im wesentlichen so durchgeführt habe, wie ich das von organisierten Rundreisen kenne: ich suche mir jeweils an dem Ort, wo ich was vorhabe, oder in der Nähe davon eine Unterkunft, und wechsle diese also relativ oft. Ich stelle aber fest, dass das als Einzelreisender wesentlich mühsamer ist. Zum einen weil ich jedes mal eine Entscheidung für ein Hotel/Hostel/whatever treffen und entsprechend buchen muss, ferner weil das Gepäck nicht im Reisebus einfach mitkommt oder sonstwie durch die Gruppe organisiert einfach da aufpoppt wo es hin soll, sondern ich es an Wechseltagen lagern und wieder abholen oder mit mir rumzerren muss.
Ob ich diesen Stil weitere gut zwei Monate so durchhalte, bezweifle ich ziemlich. Da ist das Modell mit einer für längere Zeit festen Basis und Tagestrips von dort weg, bzw. ggf. auch mal einfach die Basis eine Nacht nicht zum Schlafen verwenden schon deutlich bequemer - aber kostet dafür eben auch Fahrzeit. Eine Unterkunft nah an einem zentralen Bahnhof ist auf jeden Fall angenehm und spart wiederum Fahrzeit. Ich habe halt “nur” zwei Drei-Wochen-Railpässe fürs ganze Land, die ich noch für später aufhebe. Hie und da muss ich auch einfach mal durchschnaufen und nichts unternehmen, da ist es eigentlich egal, wo ich gerade bin, solange ich mich vor Ort wohlfühle. Da fällt mir schon ein deutlicher Unterschied im Preisniveau zu Korea auf: fürs gleiche Geld, was dort ein schönes Hotelzimmer gegeben hat (auch wenn die dort es oft Hostel nennen), bekomme ich in Japan nur eine Absteige. Für ein ähnliches Niveau muss ich mindestens das doppelte rechnen - was aber auch noch keine Katastrophe ist (40-50 EUR pro Nacht statt 20).
Auf jeden Fall bin ich heilfroh, dass ich mich beim Gepäck für die Variante nur mit kleinem Rucksack und Trolley und nicht fullsized Koffer entschieden habe. Den Trolley kann ich ziemlich leicht im Zug/Bus und auch zu Fuß mitnehmen, ist kein Umgetüm auf Rolltreppen und ist schnell hochgelupft auf normalen Treppen, passt in die Gepäckablage im Zug oder in ein mittleres Schließfach.
Konkret bin ich gerade am Überlegen, was ich morgen mache. Eigentlich war Kyushu noch deutlich mehr eingeplant, das habe ich wegen Omihachiman abgebrochen, aber jetzt würde es ganz gut passen, bis ich dann für die AnimeJapan in Tokyo bin.
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