Yonezawa Uesugi Matsuri -- eine Samuraischlacht live erleben 3.5.2016
Die Mammutfahrt hatte ein konkretes Ziel: die Schlacht von Kawanakajima 1561, in der 2016 Auflage umgesetzt in Yonezawa auf der Wiese Kawanakajima am Fluss.
Die Schlachtdarstellung bildet den Höhepunkt und Abschluss des Yonezawa Uesugi Matsuri, das jährlich vom 29.4.-3.5. abgehalten wird. Landesweit findet in der Golden Week unzählige Matsuri statt, von denen viele ihren Höhepunkt auf den 3.5. legen – für Matsuri-Touristen wie mich eher ärgerlich, weil ich mich am liebsten vierteilen würde, aber verständlich, denn dieser Feiertag der Golden Week bietet möglichst vielen Zuschauern die Gelegenheit, das Spektakel mitzuerleben.
Gleich am Bahnhof bekomme ich einen Flyer für das Festival. Leider sind nur ein paar Stichwörter auf Englisch, aber anhand der Straßenkarte mit Pfeilen und Zeitangaben kann man sich die Paraderouten zusammenreimen.
Am 29.4. gab es ganztags eine Auftaktveranstaltung mit Trommeln und Tanz, und am 2.5. nachmittags und abends ein „Buteishiki“ - eine Kriegerparade und eine Zeremonie, die vor der Schlacht abgehalten wird.
Den Auftakt bilden am Vormittag zwei Paraden: eine ab 09:30 mit Kindern und Mikoshi, die das Stadtzentrum umrundet, eine zweite mit den Kriegern, die ab 10:30 etwas kürzer von einem Sammelplatz in Zentrum zur Schlachtwiese führt. Unterwegs verbinden sich die beiden Züge zu einem langen, schlagen einen Haken am Bahnhof vorbei, und an der Wiese rücken dann die Kämpfer ein, während die anderen vorbeiziehen.
Auf dem Weg zur Paraderoute komme ich am Sammelplatz der Krieger vorbei.
Ich gehe aber erstmal weiter zur Route für die Mikoshi-Kinder-Prozession.
Yonezawa gehört offenbar zu den Städten Japans mit einer Straßenwaschanlage.
Einen Trinkwasserbrunnen ziert ein Gegenentwurf zu den berühmten Affen: diese schauen und hören genau hin, denken nach und reden mit.
Entlang der Route ist schön viel Platz, so dass sich die Leute locker verteilen können.
Ich habe mich kurz nach einer Kreuzung aufgestellt, wo der Zug um die Ecke kommt. Keine ideale Fotoposition, wie ich merke, denn nachdem die Gruppen in Sicht kommen, sind sie auch schnell schon vorbei. Das Geschäft im Hintergrund ist auch nicht so fotogen.
Jetzt wird’s shintoistisch. Die Mikoshi (fahrbare Schreine, in die der Kami durch ein Ritual übertragen wurde), werden durch die Stadt gezogen, damit der Ortsgott mal die Stadt aus der Nähe anschauen kann. Natürlich sind die Mikoshi Teil einer Prozessionsanordnung.
Tengu sind japanische Sagengestalten. Sie gehen auf hohen Holzpantoffeln, haben eine lange Nase und können fliegen.
weitere Mikos mit goldenem Kopfputz, ein Opferkasten, ein berittener Priester, junge Frauen mit Klapperstöcken…
Trommler, Priester, Frauen…
Das wars dann, ein Auto schließt den Zug ab. Ich gehe am sich verlangsamenden Zug entlang nach vorne, denn ich möchte mich als nächstes für den Kriegerzug positionieren, und bekomme so etliche Wagen nochmal zu sehen.
An der Brücke beim Eingang zur Festwiese komme ich gerade an, als der Zug der Krieger einzuziehen beginnt.
Eine Gruppe Fußvolk folgt jeweils ihrem Anführer. Die Generäle haben jeweils ein Banner am Rücken stecken, damit man weiß um wen es sich handelt.
Der Zug will kein Ende nehmen, immer weitere Trupps ziehen vorbei.
Die Schlacht soll um 14 Uhr beginnen. Vor dem Schlachtfeld befindet sich eine Tribüne aus Treppenstufen. Ihr Mittelteil mit der besten Sicht aufs Geschehen ist mit Nummernreihen ausgelegt, man kann dafür Platzkarten für 2000 Yen kaufen. Seitlich davon befinden sich kostenlose Plätze.
Bevor es losging, holte ich mir noch einen Mittagsimbiss und ein weiteres Getränk bei den aufgebauten Verkaufsständen. Die längste Schlange stand beim Eisverkäufer.
Schon vor dem Start des Schauspiels konnte man einige der Akteure in Aktion beobachten. Eigentlich logisch, so eine Truppe bringt man ja nicht im voraus zum Proben zusammen, also bleibt ihnen gar nichts anderes übrig, als einige Aktionen direkt vor der Aufführung einzuüben.
Auf der einen Seite des Kampfs steht Lord Takeda Shingen der Provinz Kai, ein Taktiker, mit seiner „roten Truppe“. Er greift Lord Murakami der Provinz Shinano an.
Die andere Seite bildet Lord Uesugi Kenshin der Provinz Echigo, er ist gefürchtet und hat in 49 Jahren keine seiner 70 Schlachten verloren (wobei generell die Mehrzahl der Schlachten damals mit einem Unentschieden endeten). Er hat viele schlaue und mutige Generäle und seine Artillerie ist als „Donnerschützen“ (kaminari-dutsu) bekannt. Er kämpft keine Eroberungskriege, sondern Schlachten für die Gerechtigkeit, so auch hier, wo er dem Hilferuf des bedrängten Murakami folgt.
Auf der Wiese steht das rote Lager auf der linken Seite, das blaue Lager rechts etwas näher bei meinem Sitzplatz.
Das Schauspiel beginnt mit Lord Takeda. Er hat in Kai seine Truppen versammelt, einer nach dem anderen melden sich seine Generäle mit ihren Leuten kampfbereit. Takedas Adjutant, Itagaki Suruga, meldet dem Lord jeden General an und führt dann durch die Zeremonie „Saikon-no-gi“, mit der der Lord für eine erfolgreiche Schlacht betet. Ihm werden drei Sakebecher gereicht, den dritten wirft er als Opfer für die Götter zu Boden. Dann befiehlt er seine Truppen in den Kampf.
Die Kavallerie von Takeda ist als die stärkste im Land gefürchtet.
Murakami schickt einen Boten zu Kenshin, ihn zur Hilfe zu holen.
Kenshin ruft seine Generäle herbei. Vor ihnen beginnt er sogleich mit der Buteishiki-Zeremonie. Damit ruft er Kriegsgott Bishamon-ten an, und wenn er die Erleuchtung hat, dass der geplante Kampf ein gerechter ist, betet er um göttlichen Beistand und zieht in die Schlacht.
Es ist ein gerechter, ein heiliger Kampf. Kenshin übergibt die Flagge mit dem Zeichen „Bi“ für Bishamonten an General Kakizaki, den er an die Spitze befiehlt.
Takeda teilt seine Armee auf. Einen Teil unter General Kosaku schickt er hinter Mt. Saijo, den Rest bringt er bei Burg Kaizu in Stellung. Kenshins Armee steht bei Mt. Saijo. So will Takeda den Feind in die Zange nehmen. Zehn Tage lang stehen sich die feindlichen Truppen gegenüber. Dann bereitet Takeda sich zum Angriff vor. Kenshin hat aber an untypischem Rauch den Plan erkannt und sein Heer in der Nacht vor dem 10. September 1561 nach Hachimanpara verlegt.
Am Morgen des 10. September um 7 Uhr beginnt die schwerste Schlacht in der ganzen Periode der kriegerischen Staaten.
(Grundsätzlich muss ich hier anmerken, dass ich nicht grad ein Spezialist für Kriegsberichterstattung bin. Gut, dass ich mich auf das Skript stützen kann, aber die Abfolge hier wird doch lückenhaft und holprig bleiben, weil auch meine Fotos nicht so toll geworden sind.)
Bogenschützen und Artillerie kommen zum Einsatz, solange die Truppen noch auf Distanz sind.
Dann stürmen die Truppen aufeinander zu.
Zwischendurch reitet Kenshin ins Lager des Feindes und versetzt Takeda eigenhändig mehrere Schwerthiebe, der in der Überraschung nur einen Fächer zur Verteidigung zur Hand hat. Der Legende nach hat Kenshin mit drei Hieben sieben Scharten in den Fächer gemacht, so toll kämpfte er.
Takedas Generäle versuchen Kenshin zu verfolgen und zu töten, aber er kehrt heil zurück.
Inzwischen naht die von Takeda hinter den Berg abkommandierte Truppe als Verstärkung. Die Lage scheint sich zugunsten von Takeda zu wenden. Kenshins Generäle setzen all ihre Leute ein. Es wird erbittert gekämpft.
Große Verluste auf beiden Seiten. Auch etliche Generäle wurden getötet. Kenshin zieht sich zum Zenkoji-Tempel zurück, gegen Verfolger können sie sich verteidigen. Schließlich weicht auch Takeda zurück. Es bleibt ein Schlachtfeld voller Leichen. Die Schlacht endet in einem Unentschieden, es gibt keinen Sieger.
Je nach Quellen soll Uesugi Kenshin 3400 Tote und 6000 Verwundete, Takeda Shingen 4500 Tote, 13000 Verwundete gehabt haben.
Beim Matsuri ist das nicht so schlimm. Auf die Anweisung “Okite kudasai” stehen die “Toten” wieder auf.
Das Spiel ist vorüber, Zuschauer und Akteure mischen sich. Ich erfahre, dass auch zahlreiche Ausländer unter den Kämpfern waren. Sprachschulen aus der Region haben ihren “native speakers” die Teilnahme an dem Spektakel vermittelt.
So geht für mich ein wirklich eindrucksvoller Tag in Yonezawa zu Ende.
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