Tagestour von Fukuoka: Sasaguri -- ein liegender Buddha und viel Natur 11.3.2016
Etwa 15 Kilometer östlich von Fukuoka liegt die Gemeinde Sasaguri mit einer besonderen Tempel-Attraktion: die nach eigenem Bekunden weltgrößte Bronzestatue eines liegenden Buddha wurde erst 1995 als würdige Behausung für eine Reliquie aus Myanmar gebaut, ein Dankgeschenk der dortigen Gemeinden für die medizinische Unterstützung ihrer Kinder und Kranken.
Den Tempel Nanzo-in erreicht man mit der JR Fukuhoku Yutaka Line von Hakata (Fukuoka) zur Haltestelle “Kido Nanzoin-mae” (20-25 Minuten, 370 Yen). Dass das Dörfchen Kido wenig Geschäfte und keinen Conbini bietet, hatte ich schon im Vorfeld gelesen und mich daher in Fukuoka verpflegt. Vom Bahnhof erreicht man über eine Brücke das von weiten sichtbare Tempelgelände. Bevor ich zum liegenden Buddha ging, schaute ich mir erst einmal die älteren Tempelanlagen an.
Wie so viele Tempel, liegt auch dieser an einem Berghang. Nach einer Reihe von Laternen und der ersten Treppe öffnet sich ein Vorplatz:
Links stehen Buddha-Statuen und direkt daneben eine große Maneki-Neko (Winkekatze), die wie der Gott Daikokuten erfolgreiche Geschäfte und Reichtum gewähren soll. Das Schild (eine ovale Münze) ist übrigens mit “sen man ryo” (tausend Zehntausende Goldmünzen) beschriftet.
Es wimmelt nur so von Statuen.
Gesäumt von Statuen führt ein Pilgerpfad vor dem Hintergrund des Bambuswaldes den Berghang hinauf.
Ein Wasserfall und ein Tempel bildet den “Höhepunkt” dieses kleinen Rundweges.
Alternativ zum bequemeren Weg führt auch eine kurze Kletterei in eine Schlucht. Wo wir in den europäischen Alpen häufig Seile als Kletterhilfe verwenden, sind in Japan Ketten üblich. Keine schlechte Idee, sie sind sicherer zu greifen und langlebig.
Ein Tempelchen befindet sich in einer kleinen Höhle.
Die vielen Statuen hier sind vermutlich eine Version der “500 Rakuen”, also Schüler Buddhas. Das ist ein wiederkehrendes Motiv und findet sich in unterschiedlicher Ausführung bei zahlreichen Tempeln.
Die unterschiedliche Gestalt der Figuren soll es dem Pilger ermöglichen, sich in einer davon selbst wiederzufinden. Sie können auch verehrt werden, oft sind welche mit den unterschiedlichen Tierkreiszeichen dabei, oder mit diversen anderen Symbolen.
Hier ein paar der Statuen in Großaufnahme, um die Vielseitigkeit und den Detailreichtum der Skulpturen zu verdeutlichen:
Der Nanzo-in Tempel wurde Ende des 19. Jahrhunderts vom Koya-san bei Kyoto hierher verlegt, um ihn vor dem Abriss zu bewahren. Er ist dem Mönch Kukai, später Kobo Daishi genannt, gewidmet, der im frühen 9. Jahrhundert nach der Rückkehr aus China die Shingon-Schule des esoterischen Buddhismus gegründet hat.
Daher ist er vermutlich die Figur rechts des mittleren Buddhas in dieser Halle:
Durch einen kurzen Tunnel erreiche ich einen weiteren Teil der Anlage. Der Torii deutet an, dass diese Treppe neben dem Teich zu einem Schrein hinauf führt.
Der Weg hinauf zum Schrein gabelt sich, dazwischen ein blühender Strauch. Anfang März ist jede Blüte eine Freude.
Die Gruppen kleinen Blüten erinnern mich an Schlüsselblumen.
Oben angekommen, ein kleiner Schrein. Die Füchse bestätigen die Vermutung wegen der roten Farbe der Torii und Laternen, dass es sich hier um einen Inari-Schrein handelt.
Vom Schrein wieder abgestiegen, passiere ich einen Ständer mit Ema (hölzerne Gebetstafeln) für Daikoku. Daikoku oder Daikokuten wird mit einem Sack und einen magischen Hammer dargestellt und ist der Gott für Reisernte und gute Geschäfte, er passt somit gut zur Maneki-Neko von vorhin. Hier im Tempel war der Lotterieschein eines Mönchs, für den er bei Daikoku gebetet hatte, erfolgreich, seitdem bitten mehr Lotteriespieler hier um Glück.
Nun bin ich auf den letzten Metern zum liegenden Buddha. Was hier um einen Baum aufgehängt ist, sieht von weitem wie zottelige Seile aus, aber genauer betrachtet handelt es sich um Ketten von Orimami-Kranichen. Wer tausend Kraniche faltet, soll von den Göttern einen Wunsch erfüllt bekommen.
Der liegende Buddha (siehe erstes Foto) ist wirklich beeindruckend. Er ist 41 Meter lang, 11 Meter hoch und besteht aus 300 Tonnen Bronze. Vor ihm sind 366 Bronzesäulen aufgereiht, anhand der Beschriftung erkenne ich, dass es sich um einen Kalender handelt, und in der Tat, die Säule für den heutigen Tag (11.3.) trägt eine Flammenkrone:
Die Fußsohlen des Buddha tragen segensreiche Symbole.
Wie bei mehreren riesigen Buddha-Statuen dient ein buntes Seil dazu, die Hand des Buddha indirekt berühren zu können. Der Opferkasten fordert zu einer kleinen Spende für dieses Erlebnis auf. Wohl für den großen Andrang gibt es ein Seilende beidesseits davon.
Im Inneren des Buddha (Fotografierverbot) befinden sich die Aschen des Gautama Buddha und zweier seiner Nachfolger, die dem Tempel wie oben erwähnt aus Myanmar geschenkt wurden und andere Kostbarkeiten. Als kleines Zuckerl bekommt man beim Hinausgehen noch drei Dart-artige Wurfpfeile (mit einer Kugel statt einer Spitze). Man darf versuchen, damit eines der Kästchen vor der Winkekatze zu treffen (das mittlere für ganz viel Glück und die anderen vier für viel Glück). Ich bin für solche Geschicklichkeitsspiele leider etwas zu tapsig.
Unter der Statue befindet sich eine große Bethalle mit einem überdachten Foyer mit Wasserlauf.
Danach zur Abwechslung die Frosch-Version der berühmten drei Affen (nichts Böses sehen, hören, sagen):
Der Nanzo-in ist der Haupttempel auf einem besonderen Pilgerpfad, den “88 Orten von Shikoku in Sasaguri”. Wie geht das zusammen, Sasaguri liegt doch auf Kyushu? Nun, für die örtlichen Pilger, die sich die Reise nach Shikoku nicht leisten konnten, hat man hier einen ganz kleinen Pilgerweg gebaut, der ebenfalls 88 heilige Stätten miteinander verbindet. Manche sind nur wenige Minuten Fußweg voneinander entfernt, und obwohl ich nicht darauf geachtet hatte, habe ich bei meinem Ausflug wohl schon sechs oder sieben davon besucht.
Vor Ort konnte ich mir auf diese Landkarte keinen rechten Reim machen, darüber habe ich erst anschließenbd nachgelesen:
So erklärt sich auch, dass der kleine Waldweg, dem ich ein Stück weit gefolgt bin, mit “13 - 6” markiert war. Der Einstieg und Zugang zu Tempel 13 war ganz hübsch geschmückt mit dem schon aus Südkorea bekannten Zierkohl und einigen Blümchen:
Es handelt sich um ein kleines Tempelchen:
Von dort geht es durch den Bambuswald (ein paar Zedern sind auch eingestreut, entsprechend ist der Boden überwiegend mit Bambuslaub und einigen Zedernpinseln bestreut) bergauf.
Von diesem Hinweisschild kann ich kaum etwas lesen (oben rechts steht “Wald Hain” ist aber mit Furigana nur als mo-ri beschriftet), aber die Bedeutung vermute ich aus dem Bild: Schützt den Bergwald, er ist eure Lebensgrundlage oder so ähnlich.
Nach kurzer Wanderung öffnet sich der Wald und hinter einem blühenden Kirschbaum liegt ein einsames Haus:
Gleich um die Ecke liegt eine Hütte mit Brotzeitbänken und einem Altar. Ob das schon Tempel 6 war? Jedenfalls schien es mir eine gute Gelegenheit, kurz zu rasten und dann den Rückweg anzutreten.
Auf dem Rückweg freue ich mich nochmal über die schöne Kirschblüte. Manchmal reicht dafür eben auch schon ein einziger Baum.
Zwischen dem Tempelareal und dem Bahnhof befindet sich die Kido-Brücke, die noch eine Besonderheit bereit hält: auf beiden Seiten des Brückengeländers ist ein Glockenspiel angebracht. Notenzeichen deuten auch die Dauer der Klänge an. Ich nutze meinen Kugelschreiber als Klöppel und versuche der Vorgabe zu folgen. Siehe da, ich erkenne die Melodie “Furusato”, ein sehr bekanntes japanisches Lied. Das Glockenspiel auf der anderen Seite liefert ein anderes Lied, “Medaka no Gakko” - das hätte ich nicht gekannt.
So endet ein angenehmer Ausflug nach Sasaguri.
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