Wenn ich erwähne, dass ich mich für Japan interessiere und auch schon dort war, dann höre ich häufig “aber Japan ist doch ziemlich teuer, oder?”

Auch kürzlich im Japanreisen-Forum auf Animexx schrieb jemand:

“…und Japan war allgemein noch nie ein günstiges Reiseziel…”

Sorry, da muss ich widersprechen, das will ich nicht so stehenlassen. Dass es billigere Urlaubsziele gibt, steht außer Frage. In Asien fallen mir da Thailand (von Berichten mehrerer Bekannter) und Südkorea (aus eigener Erfahrung) ein. Aber das weitverbreitete Vorurteil ist, dass Japan teurer als Deutschland sei, und das ist nach meiner Überzeugung falsch.

Klar, Flüge nach Japan kosten ein Mehrfaches im Vergleich zu Mallorca oder sowas, aber das liegt einfach an der Entfernung von uns aus, da kann Japan nichts dafür.

Was die Kosten vor Ort betrifft, zeichnet sich Japan durch eine seit langem minimale Inflation aus, abgesehen von einem einmaligen Sprung vor etlichen Jahren wegen der Umsatzsteuererhöhung von 5% auf 8% sind daher Bahnfahrkarten, Essen und Übernachtungen seit vielen Jahren in Yen sehr stabil, wie wir das empfinden, hängt natürlich vom Wechselkurs ab.

Übernachten

Bei den Übernachtungspreisen ist nach meiner Überzeugung die Bandbreite größer als bei uns, sprich es gibt einerseits im Luxussegment sehr hohe Preise für feine Ryokans oder edle Hotels, andererseits im Billigsegment ein breites Angebot zu Preisen, wo man bei uns bestenfalls ein Schlafsaalbett im Hostel bekommen würde oder auch garnichts. Z.B. kann man ein Einzelzimmer in einem schmucklosen “Business Hotel” für 15 Euro bekommen, das sind dann halt nur 4-5m², Toilette auf der Etage, ein paar Duschen (rund um die Uhr nutzbar) und ein Gemeinschaftsbad mit Öffnungszeiten von nur einigen Stunden am Tag fürs ganze Haus. Aber hey, es ist sauber und zum Schlafen reichts. Auf Agoda habe ich dafür sogar rabattierte Preise zwischen 6 und 10 Euro gesehen.

Update: Ein bisschen muss ich meine Darstellung relativieren. Im Niedrigpreissektor dürfte sich relativ wenig getan haben. Bei den besseren Unterkünften wird berichtet, dass die Preise anziehen und viele bekanntere gute Quartiere schon etwa ein Jahr im voras ausgebucht sind. Ursache dafür ist der verstärkte Tourismus aus asiatischen Ländern, insbesondere China, nach Japan.

Verpflegung

In sehr vielen Supermärkten werden neben Bento- und Sushi-Boxen auch frisch zubereitete warme Gerichte angeboten, das Preisniveau ist deutlich niedriger als in den Conbinis. Schnellrestaurants bieten Menüs für 4-6 Euro inkl. Wasser oder Tee. Die “Ekiben” Bento-Boxen an den Bahnhöfen liegen in der Region von 6-10 Euro.

Verkehr

Einzelfahrten im Nahverkehr sind deutlich günstiger als bei uns, angefangen von einem Euro oder geringfügig mehr, steigen die Preise mit zunehmender Entfernung in ganz kleinen Schritten an. Busse sind allerdings teurer als Bahnen und der Umstieg zwischen unterschiedlichen Betreibern kostet extra – einen Tarifverbund wie in deutschen Städten gibts dort nicht. Dennoch wird man in den meisten Fällen billiger wegkommen.

Im Fernverkehr habe ich mal beispielhaft München–Hannover im ICE (595km, 250 Minuten) mit Tokyo–Shin-Kobe im Shinkansen (589km, 167 Minuten) 2. Klasse ohne Reservierung verglichen, und mit 135 Euro vs. 14160 Yen (ca. 110 Euro) gewinnt ebenfalls Japan. Okay, bei uns ist man auch blöd, wenn man den Normalpreis zahlt und nicht nach Sparpreis-Schnäppchen sucht, diese Option hat man in Japan nicht. Dafür können wir als Touristen aber die Möglichkeit nutzen, den für unsere Zwecke optimalen Railpass auszuwählen.